Alles in der Kirche ist auf den Altar hin ausgerichtet. Er steht ganz und gar im Zentrum. Nicht nur optisch zieht er den Blick des Eintretenden auf sich, sondern er bildet auch den Mittelpunkt der gottesdienstlichen Feier und des Glaubens. Dem Altar zugewandt beten wir, bekennen wir unseren Glauben und loben Gott in liturgischen Gesängen und Liedern. Und am Altar stärkt Christus, der auferstandene Herr, uns im Abendmahl mit Brot und Wein – seinem Leib und Blut, das er für uns in den Tod am Kreuz gegeben hat.
Mitten im Blickfeld vorn an der Altarwand hängt in ausdrucksvoller Weise das Kruzifix mit dem am Kreuz siegenden Christus. Nur die Nägel an seinen Händen und Füßen verbinden ihn noch mit dem Kreuz, von dem sein Körper sich schon zur Auferstehung loslöst, und das in seiner offenen und leichten Stahlkonstruktion ganz in den Hintergrund tritt. Der auferstehende Gekreuzigte sieht dabei auf seine Gemeinde und umfasst alle mit seinen ausgebreiteten Armen (Matthäus 11,28): Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Wie Jesus durch Tod und Auferstehung seine Spur auf der Erde hinterlassen hat, in der wir ihn nur undeutlich und (noch) nicht in himmlischer Klarheit erkennen, wirft das Kreuz, wenn der Altar im Gottesdienst angestrahlt ist, seinen lebendigen Schatten an die schlichte Ziegelwand dahinter, die wie der Horizont leicht gewölbt ist. Die Wand besteht aus zahlreichen handgestrichenen holländischen Ziegeln; in ihrem Zentrum – hinter dem Altar – befindet sich der Grundstein der Kirche, so wie die Gemeinde sich aus vielen verschiedenen Menschen mit ihrem „Grundstein“ Christus zusammensetzt.
Der unbegreifliche Weg, den Gott durch Jesus zu uns genommen hat, lässt uns nicht unberührt. Er ruft uns entweder zum Widerspruch oder er führt uns in die Arme Gottes, die er weit ausgestreckt hat. Wir sehen sie gleichsam abgebildet in den ausgestreckten Armen Jesu am Kreuz. Hier empfängt uns Gott selbst und sagt: „Komm zu mir und nimm aus meiner Hand das Leben, das dir niemand nehmen kann“.
Wenn wir im Gottesdienst an jedem Sonntag, dem „Tag des Herrn“, des Osterfestes gedenken, wird uns auch dieses Leben im Abendmahl immer wieder neu gespendet. Die silbernen Abendmahlsgeräte stehen während des Gottesdienstes auf dem Altar, dem „Tisch des Heils“, und sind bis zum Beginn der Abendmahlsliturgie durch ein weißes Tuch, das „Velum“ verhüllt.
Zum Abendmahl erhebt sich die Gemeinde ebenso wie zu den Schriftlesungen. Im Zentrum der Abendmahlsliturgie stehen die Einsetzungsworte (1. Korinther 11, 23b-26): „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“
Der Leichtigkeit des Kreuzes entspricht die Leichtigkeit des Altartisches. Der Unterbau der Mensa besteht aus acht stählernen Füßen. Auf ihm ruht eine 3 m x 1,20 m große Platte aus schwarzem Fichtelgebirgs-Basalt, die jedoch nur am Karfreitag zu sehen ist und so das verschlossene Grab symbolisiert. An allen anderen Tagen des Kirchenjahres ist der Altar geschmückt. Die Basaltplatte ist dann mit einer weißen Altardecke bedeckt und mit Blumen und sechs Kerzen geschmückt, Symbolen für die Auferstehung und das neue Leben. Vorn auf dem Altar liegt das Agendenbuch, in dem die Liturgie für die einzelnen Sonntage des Kirchenjahres steht.
Vom Altar herab hängt ein Antependium (auch Parament genannt), ein kunstvoll gewirktes Tuch jeweils in der Farbe, die dem Kirchenjahr entspricht. Meistens ist es grün, die Farbe des Wachstums und der Hoffnung für die festlose Zeit; in der Advents- und Passionszeit ist es violett, die Farbe der Meditation und Buße; in reinem österlichem Weiß, der himmlischen Farbe, erstrahlt es an Christusfesten wie Ostern und Weihnachten. Nur zu Pfingsten und an wenigen Gedenktagen leuchtet das Antependium in kräftigem Rot, der Farbe des Heiligen Geistes, des Feuers und des Blutes. Jeweils dieselbe Farbe wiederholt sich im Antependium an der Kanzel.
Der Altar, die Leuchter für die Altar- und Osterkerzen, die Taufe und die Kanzel wurden von der Hamburger Künstlerin Ursula Querner (1921-1969) gestaltet und verschmelzen mit der übrigen Ausstattung und der Architektur der Kirche zu einem einheitlichen Ganzen.
(© Text und Fotos: Anne Benz)